Es war eine lebensnahe Ferienlektüre, die unser neuer Pfarrer Philipp Gloge im Sommerurlaub 2017 verschlang: „Die Heiligen von Biedersdorf“, ein Roman von Helmut Voss über einen jungen Pfarrer, der gerade seine erste Stelle antritt … Inzwischen ist Gloge selbst schon mehr als zwei Monate im Dienst: in „seinem“ Biedersdorf, dem Kirchspiel Kranichfeld, und Zeit für private Lektüre hat er vorläufig kaum – wie wohl jeder junge Pfarrer, der frisch aus dem Vikariat kommt. Den eigenen Ansprüchen, denen der Gemeinde und seiner Familie gerecht zu werden sieht Pfarrer Gloge dementsprechend als die große Herausforderung dieser spannenden ersten Monate an.
Unterwegs auf dem Weg des Glaubens ist er aber nicht erst seit gestern, sondern seit seiner Jugend in Gera, wo der 1988 in Jena geborene Junge erste Tuchfühlung mit der Kirche aufnahm. Es war der 60 m hohe Turm der Vierzehnheiligen-Kirche in Gera-Langenberg mit seinem markanten, spitzen Dach, der die Aufmerksamkeit Philipp Gloges früh einfing – und die stimmungsvolle Atmosphäre des spätgotischen Raumes tat das Ihre dazu, dass ihm das Heilige, Mysteriöse des gottesdienstlichen Geschehens besonders wichtig wurde: „Dieses Geheimnisvolle ist das, in das ich suchend eintauchen möchte – um dort Gott zu begegnen.“ Seine Konfirmation im Jahr 2003 – ein Gottesdienst, der exklusiv für ihn als einzigen Konfirmanden gefeiert wurde – hat er als wunderbares Erlebnis in Erinnerung. Sie war der Abschluss einer Zeit der spirituellen Suche, in der er eine besondere Nähe Gottes gespürt hat. „Ich wollte mehr davon! Diese ersten Erfahrungen waren einfach gut und haben mich durch das Studium und das Vikariat bis heute getragen.“
So hat der Glaube für Pfarrer Gloge vor allem liturgische Wurzeln und lehrt am klarsten, was der Kern des Christentums ist. Die Wissenschaft, die Information und der Bezug zu unserer Zeit bilden eine wichtige Basis der Verkündigung, können aber die Erfahrung des Gottesdienstes und insbesondere des Abendmahls nie ersetzen.
Dem entsprechend war die Sakramentenlehre ein wichtiges Thema seines Theologie-Studiums in Jena, Halle und Göttingen, das er mit einer Examensarbeit zur Frage des Kinder-Abendmahls abschloss. „Das erste Abendmahl soll nicht das (vorläufig) letzte Abendmahl sein“, unterstreicht Gloge und spricht sich dafür aus, Kinder möglichst frühzeitig an die Inhalte und die Erfahrungswelt des Abendmahls heranzuführen. Denn die sinnliche Erfahrung des Sakraments sieht er als mindestens so wichtig an wie das Verstehen, worum es dabei geht, und das Beherrschen der richtigen Verhaltensregeln. „Die Abendmahlspraxis ist oft von vielen Vorbehalten geprägt, z. B. von der Frage, ob ich überhaupt würdig bin, zum Abendmahl zu gehen. Dabei war schon Luther besonders wichtig, dass ich das Abendmahl gerade dann brauche, wenn ich mir nicht sicher bin, wenn ich zweifle oder die Nähe des Herrn nötig habe. Gerade dann ist die Gemeinschaft, die Vergebung, der Vorgeschmack auf den Himmel wichtig. Und wenn es mir gut geht, kann ich die Freude und den Dank gerade in die Atmosphäre des Abendmahls mit hineingeben. Deswegen würde ich niemanden ausschließen.“
Philipp Gloge freut sich darauf, mit der Gemeinde in ein Gespräch einzutreten über solche Fragen des Glaubens. Für ihn ist das „Ziel der Verkündigung, Menschen mit auf diesen Weg zu nehmen“ und deshalb gerade in der Predigt klare Aussagen zu treffen und Antworten zu geben, nicht alles im Ungefähren zu lassen. „Das ist ja auch unser protestantischer Anspruch, alles immer wieder an der Schrift zu prüfen und zu schauen, was trifft zu – und das Gute zu behalten.“